SELK Wernigerode - Halberstadt

Kirche auf festem Glaubensgrund

Wir liegen vor dir mit unserm Gebet und vertrauen nicht auf unsre Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit.                                                                                                           Daniel 9,18

Liebe Leserinnen und Leser!

 

Vielleicht haben Sie so etwas auch schon einmal gelesen: „Auftragen und sanft einmassieren.“ Gemeint ist ein Haar-Tonikum, das man regelmäßig anwenden soll. Es soll die Haarwurzeln stärken und dem Haarausfall vorbeu-gen – so steht es auf der Flasche. Et-was also, das man auf den Kopf bekommt, um dort seine Wirkung zu entfalten.
Genau darum geht es auch beim Segen Gottes. Im Gottesdienst heben wir am Ende die Hände über die Gemeinde und sprechen Worte, die Gott selbst seinem Volk geschenkt hat. Diese uralten Segensworte aus dem vierten Buch Mose legen sich wie eine Hand auf unser Leben – sanft, stärkend, segnend.
Im Alten Testament heißt es:
Der HERR segne dich und behüte dich.
Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der HERR erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.
Es ist der sogenannte „aaronitische Segen“, benannt nach dem Priester Aaron, dem Bruder des Mose. Ihm überträgt Gott diese Worte. Und bis heute haben sie nichts von ihrer Kraft verloren. Jüdinnen und Juden sprechen diesen Segen in der Synagoge, aber auch zuhause über ihren Kindern. In der jüdischen Tradition wird beim Segnen sogar eine besondere Handhaltung verwendet: Zwischen Mittel- und Ringfinger wird eine Lücke gelassen – so formt die Hand den hebräischen Buchstaben ש (Schin), Symbol für „Schaddai“, einen der Namen Gottes. Der Name Gottes wird damit sichtbar auf die Menschen gelegt – zum Schutz, zur Stärkung, zum Leben.
In der christlichen Kirche ist es Martin Luther gewesen, der diesen Segen 1526 in die Gottesdienstliturgie aufgenommen hat – als Abschluss, als Ausrufezeichen, als letzte und größte Ermutigung, bevor wir hinausgehen in den Alltag.
Wer genau hinsieht, merkt: Der Segen ist dreigeteilt – und erzählt vom dreieinigen Gott:
Gott der Vater segnet und behütet uns – er gibt uns das Leben, Gesundheit, Schutz und die Güter, die wir brauchen.
Gott der Sohn, Jesus Christus, ist gnädig – er bringt Vergebung, schenkt Freiheit und rettet uns.
Gott der Heilige Geist gibt Frieden – er tröstet, richtet auf, bringt innere Ruhe und Geborgenheit.
Der Segen ist damit mehr als ein freundliches Schlusswort. Er ist Kraftwort. Zuspruch. Trost. Er erinnert uns daran: Unser Leben liegt in Gottes Hand – nicht in unserer eigenen.
Segen begleitet uns durch das ganze Leben: bei der Taufe, der Konfirmation, der Trauung, sogar beim Abschied von Verstorbenen. Immer wieder hören wir: „Gott segne dich.“ Oder wir sagen es selbst: „Meinen Segen hast du!“ – „Der Haussegen hängt schief“ – „Viel Glück und viel Segen“ … Segen ist Teil unserer Sprache und unseres Lebensgefühls. Denn in ihm steckt die tiefe Hoffnung: Möge dir Gutes widerfahren. Mögest du behütet sein.
Und der Segen will nicht nur empfangen werden – er will auch weitergegeben werden. Wo Menschen sich freundlich ansehen, einander gnädig begegnen, sich gegenseitig stärken und trösten – da geschieht Segen. Und da wird Frieden möglich. Gottes Schalom – seine heilende Kraft – wird erfahrbar, ganz konkret und mitten im Leben.
So wird der Segen zum Mutmacher: für die Reise des Lebens, für das, was kommt. Und er lädt ein, sich immer wieder unter Gottes gute Worte zu stellen – wie unter einen Regenschirm an einem grauen Tag. Nicht alles im Leben können wir selbst in der Hand haben. Aber wir können uns sagen lassen: Gott sieht dich. Gott meint es gut mit dir. Gott geht mit dir. Das genügt. Und das trägt.
Gott segne dich wo immer du in diesem Sommer unterwegs bist! Ob nun in den Urlaub oder in den Alltag.

Es grüßt Sie / Euch ganz herzlich
Ihr / Euer Pastor Michael Hüstebeck





 

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